BUND fordert Stopp der Planung für die FC St. Pauli-Sportplatzerweiterung im Überschwemmungsgebiet

05. August 2022

Die Pläne für eine Erweiterung des Trainingsgeländes des FC St. Pauli an der Kollaustraße stoßen auf heftige Kritik des BUND in Hamburg, da sie zum Teil im Überschwemmungsgebiet der dort verlaufenden Kollau liegen.

Die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten ist im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vorgegeben, um Hochwasser-Risiken entlang von Gewässern vorzubeugen, sie sind daher von einer Bebauung freizuhalten. Der Hamburger Senat hatte 2017 die Festsetzung von zehn Überschwemmungsgebieten in der Stadt beschlossen.  

Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) warnt in einer aktuellen Hochwassersimulation für Hamburg davor, dass Regenmengen wie vergangenes Jahr im Ahrtal zu deutlich größeren Schäden führen würden als bislang angenommen. Tagelange Überflutungen, fünf Mal höhere Gebäudeschäden und allein an der Kollau 33 Hektar zusätzliche Flächen, die unter Wasser stehen, wären laut der aktuellen LSBG-Untersuchung die Folge. „Hier hat ein Landesbetrieb eine Simulation rausgegeben, die vor dem Hintergrund der Gefahren des Klimawandels ernstgenommen werden sollte. Der Senat setzt das falsche Zeichen, wenn er den Bau von Sportplätzen im Überschwemmungsgebiet nicht nur bewilligt, sondern sogar zur Chefsache macht - vielmehr bräuchten wir zusätzliche Überschwemmungsflächen “, sagt Christiane Blömeke, die Landesvorsitzende des BUND Hamburg. 

Auch Hamburg Wasser habe in seinem Regenreport Ende letzten Jahres hervorgehoben, dass die Stadt zur „Schwammstadt1“ werden müsse, die in der Lage ist, bei Starkregenereignissen große Wassermassen zu speichern.  

Der BUND betont, dass die derzeitige Grünland-Fläche zudem wertvoll sei für die Natur und das Stadtklima und als Prüffläche für den Biotopverbund gelte. „Eine Überbauung dieser Fläche mit zwei neuen Naturrasenplätzen wäre ein grober Eingriff in den Naturhaushalt der Stadt und ist vor dem Hintergrund von Artensterben und Klimawandel unverantwortlich“, so Christiane Blömeke. „Auch ein Sportplatz beeinträchtigt die Funktionen des Naturhaushalts sowie des Überschwemmungsgebietes. Wir können nicht die Vereinsidentität höherwertig sehen als den Arten- und Naturschutz und die Funktion eines Überschwemmungsgebiets“.  

Auch wenn die derzeitigen Planungen für die Sportplätze, die im Überschwemmungsgebiet liegen, Naturrasen statt Kunstrasen vorsehen, stellt das Vorhaben trotz allem einen deutlichen Eingriff in den dortigen Naturhaushalt mit seiner Fluss- und Tierwelt dar. Sowohl während der Bauzeit als auch im Zuge der späteren Nutzung als Sportanlage verliert die Fläche ihre ökologische Wertigkeit und auch wesentliche Funktionen einer Überschwemmungsfläche. 

Der BUND kritisiert auch das Vorgehen im Rahmen der Planung. Noch vor dem Start des Bauleitplanverfahrens, in dessen Rahmen sich Umweltverbände und die Öffentlichkeit beteiligen können, hatten Sportsenator Andy Grote, Finanzsenator Dr. Andreas Dressel und Bezirksamtsleiter Kay Gätgens Anfang Februar 2022 einen so genannten „Letter of Intent“ mit dem FC St. Pauli unterzeichnet. Aus Sicht des BUND war dies eine Vorfestlegung, welche die öffentlichen Beteiligungsmöglichkeiten unterläuft. 

„Mit dem Letter of Intent werden noch vor dem offiziellen Planverfahren Fakten geschaffen, die eine Beteiligung im weiteren Verlauf zur Farce verkommen lassen. Eine ergebnisoffene Abwägung oder auch die Suche nach weniger problematischen Alternativstandorten ist damit kaum noch möglich“, sagt Christiane Blömeke, die Landesvorsitzende des BUND Hamburg. 

„Bei aller Sympathie für den Sport und den FC St. Pauli: Diese Flächen sind für die Erweiterungswünsche des Vereins tabu“, so die Landesvorsitzende des BUND. „Wir fordern den Senat auf, stattdessen nach ernsthaften Alternativen  zu suchen.“ 

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