BUND-Landesverband Hamburg

Fütterung von Vögeln

Eine geschlossene Schneedecke und Frost erschweren Vögeln die Futtersuche. Darum versuchen Vogelfreunde alljährlich, den Vögeln im Garten und auf dem Balkon mit Meisenringen und Körnerfutter zu helfen. Über 15 Millionen Euro geben die Deutschen jährlich für Körnerfutter oder Meisenkugeln aus. Aber ist das wirklich nötig und vor allem hilfreich? Wir beleuchten das Thema "Vogelfütterung" und geben Tipps, wie wir unseren Vögeln wirklich helfen können.

Winterfütterung - Pro & Contra

Wer heute einen Gartenmarkt betritt, findet häufig schon im Eingangsbereich unzählige Artikel rund ums Vögelfüttern. Ob Energie­­creme oder Vogelku­chen, Mehlwürmer in Fett oder Nussstan­gen, Vier-Jahreszeiten-Menü oder 5-Kilo-Eimer Meisenknödel – es gibt nichts, was es nicht gibt. Offenbar macht es vielen Menschen Freude, Vögel zu füttern.

Falls Sie dazugehören: Wir vom BUND wollen Ihnen diese Freude nicht nehmen. Das Futterhäus­chen vorm Fenster hat schon Menschen jeden Alters der Natur nahegebracht – ihren Zauber, ihre Vielfalt, ihre Schönheit. Angelockte Vögel aus der Nähe zu beobachten, kann Interesse und Begeisterung für die Natur vor der Haustür wecken. Und die Erkenntnis, dass die Vögel Schutz verdienen. Wer weiß, vielleicht erwächst daraus ein langes Engagement für Umwelt und Natur? Und die Lust, den Garten naturbewusster zu gestalten, oder gleich den Lebensstil als Ganzes?


Vögel auch im Winter nur maßvoll füttern

Wenn überhaupt, so sollten Sie nur in den härtesten Wintermonaten Futter anbieten. Wilde Vögel sind auf ein jahreszeitlich wechselndes Nahrungsangebot eingestellt; im Winter ist ihr Energiebedarf sowieso stark reduziert. Verluste im Winter werden oft schon in der nächsten Brutzeit wieder ausgeglichen. Zudem erreicht die Fütterung nur wenige, meist allgegenwärtige Arten; nur etwa 8 % der deutschen Brutvogelarten kommen zu Futterhäuschen und profitieren von der Winterfütterung. Kommen aber häufige Standvögel wie die Kohlmeise dank Ihrer Hilfe vermehrt durch den Winter, finden Zugvögel wie Trauerschnäpper und Gartenrotschwanz bei der Rückkehr keine freien Nistplätze mehr.

Richtig füttern

Sinnvoll ist das winterliche Füttern vor allem, wenn es dazu dient, Kinder und auch Erwachsene mit unserer vielfältigen Vogelwelt vertraut zu machen. Dafür sollte die Futterstelle jedoch bereits im Herbst angelegt werden, bevor es wirklich kalt wird, damit die Vögel die Futterstelle dann schon kennen. Denn die Tiere verringern bei Futterknappheit und Energiemangel ihre Aktivitäten und können so bekannte "Tankstellen" gezielt ansteuern. Die Futterstelle sollte vor allem regelmäßig gesäubert werden, damit sie sich nicht zu einem Infektionsherd entwickelt. Denn in den klassischen Futterhäuschen, in denen die Vögel beim Fressen sitzen, vermischt sich das Futter leicht mit dem Vogelkot. In einem so genannten Futtersilo ist das Futter z.B. vor Verunreinigung durch Kot geschützt.Außerdem ist die Gefahr geringer, dass es nass wird und schimmelt.

Mit speziellem Vogelfutter für Körner fressende Gartenvögel können gezielt Haussperling, Dompfaff, Buchfink oder der Stieglitz an das Silo gelockt werden. Die genannten Arten mögen ölhaltige, energiereiche Sämereien wie dunkle Sonnenblumenkerne oder Mohn. Weichfutterfresser, wie Amsel, Rotkehlchen oder Heckenbraunelle kann man eine Zeit lang mit Obststücken, Rosinen oder getrockneten Wildbeeren erfreuen. Für Meisen schließlich sind die bekannten Meisenknödel oder Meisenringe sowie Drahtbehälter mit naturbelassenen Erdnüssen das richtige Angebot. Beim Kauf von Vogelfutter sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, kein Körnerfutter mit Samen des für uns Menschen hoch allergenen Traubenkrauts Ambrosia zu kaufen. Die breitet sich derzeit aggressiv aus. Außerdem dürfen keinesfalls gesalzene oder gewürzte Essensreste verfüttern werden. Sie können für Vögel tödlich sein.

Beachten Sie diese Tipps können sich mit etwas Glück  mehr als zehn Vogelarten an der Futterstelle einstellen.

Damit das Füttern mehr nützt als schadet, bitte Folgendes beachten:

  • Passendes Futter wählen: Bieten Sie klassisches Futter wie Sonnenblumenkerne an, keine verderblichen Essensreste, weder Brot noch Salziges. Meiden Sie Meisenknödel in Plastiknetzen, in denen sich Vögel verheddern können. Und füttern Sie maßvoll.
  • Auf Hygiene achten: Bevorzugen Sie Futterspender und -silos, die den Inhalt vor Schmutz und Nässe schützen. Reinigen Sie Futterhäuschen und Vogeltränken regelmäßig, um Infektionsherde zu vermeiden.
  • Risiken verringern: Platzieren Sie Ihre Futterstelle so, dass Katzen keine Deckung finden, um sich anzuschleichen. Große Fensterflächen in der Nähe sollten Sie gegen Anflug sichern, damit sie nicht zur tödlichen Falle werden.
  • Das Füttern von Wasservögeln unterlassen: Der Volkssport "Enten füttern" schadet der Gesundheit der Tiere (v.a. Brot), belastet zusätzlich die meist stehenden Gewässer und ist in den meisten deutschen Städten ohnehin verboten.

Naturräume statt Futter

Der starke Rückgang vieler Vogelarten (Vogelsterben) ist nicht auf den winterlichen Nahrungsengpass, sondern auf die großflächige Naturzerstörung, auf das Verschwinden traditioneller Kulturlandschaften (z.B. Heiden, Streuobstwiesen, ...), den allgegenwärtigen Flächenverbrauch, Monokulturen und Agrargifte zurückzuführen. Gerade die typischsten heimischen Vögel wie Feldlerche oder Wachtel sind durch den Wegfall von Brachflächen akut gefährdet. Diesen Arten hilft die Fütterung gar nicht, sondern eher engagierter Naturschutz.

Nachhaltiger helfen Sie Vögeln, wenn Sie im Herbst Gartenstauden stehen lassen, heimische Gehölze pflanzen und Kompost- oder Laubhaufen anlegen. So schaffen Sie Nischen für Insekten und ein Angebot an Wildbeeren. Das ist dann gelebter Vogelschutz.

Broschüre "Vögel im Winter"

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Lebensraum statt Futter

Der BUND Hamburg betreut einige Flächen, die auch dem Vogelschutz dienen. Diese Flächen brauchen regelmäßige Betreuung und Pflege. Hier können Sie anpacken und mithelfen!

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